24.06.2016

Rückblick auf die Saison

Foto: Anderson-Jensen

Die Saison ist vorbei und ich bin mit gemischten Gefühlen in die Sommerpause gegangen.

Grundsätzlich denke ich, dass wir in Flensburg ein fantastisches Jahr hatten.

Wir sind in die Saison mit vier Neuverpflichtungen gegangen und können mit allen zufrieden sein. Die Verletzung von Anders Zachariassens zwang uns frühzeitig dazu, noch einen Spieler zu holen. Ich war mir nicht sicher, wie schnell sich alles mit fünf neuen Spielern zusammenfügen würde, aber ich habe an alle geglaubt.

Es ist eine große Herausforderung, ein Team mit so viele neuen Spieler zusammen zu stellen, schließlich haben wir hohe Ziele und große Visionen in unserem Club. Wir wussten alle, dass es schwierig wird - aber nicht unmöglich. Alle Spieler benötigen Zeit, um sich anzupassen, und einige benötigen noch weitere Zeit. Letztlich haben wir unser Ziel nicht ganz erreicht und ich fordere noch mehr von jedem Einzelnen. Ich glaube aber auch, dass die Spieler noch mehr wollen. Wir wollen uns als Team, aber auch jeder Spieler individuell weiterentwickeln.

Meine ältere Spieler haben in der abgelaufenen Saison eine wichtige Rolle gespielt. Sie haben den Neuzugängen unsere Spielweise beigebracht und ihnen gezeigt, wie wir uns als Team verhalten. Sie haben einen fantastischen Job gemacht.

Einer unserer Stärken sind Tempogegenstöße, mit denen wir sehr erfolgreich waren. Wir haben neue Möglichkeiten bei der Ausführung geschaffen und ich denke, dass es gut funktioniert hat. Im Angriffs-Spiel hatten wir etwas mehr Arbeit und das Ergebnis fiel nicht immer wie von mir gewünscht aus. Wir können es besser machen. Die ersten zwei bis drei Monaten hatten wir einige Probleme mit dem Timing, aber am Ende der Saison klappte es besser. Das ist definitiv ein Bereich, in dem ich uns nächste Saison weiter entwickeln möchte.

Nach der Europameisterschaft im Januar hatten wir ein paar Tage frei um uns auf das erste Spiel der zweiten Saisonhälfte vorzubereiten. Es war wirklich befriedigend, dass wir den besten Februar seit 2010 gespielt haben. Es ist immer schwierig, so kurz nach einer Meisterschaft sofort wieder auf Topniveau anzufangen.

Nachdem wir den THW Kiel auswärts besiegten, erreichten wird das Final4 im DHB-Pokal. In meinen zehn Jahren bei der SG war es für mich der erste Auswärtssieg in Kiel. Jeder der dort schon einmal gespielt hat, weiß wie schwierig es ist, dort zu gewinnen. In dieser Saison ist uns das gleich zwei Mal gelungen.

In Hamburg gewannen wir das DHB-Pokal-Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen, aber Lauge verletzte sich leider langfristig. Im Finale waren wir völlig kraftlos und unterlagen einem guten SC Magdeburg. Unser Terminkalender vor dem Final4-Wochenende hatte es in sich. Wir spielten in der Champions League das Viertelfinale (Hin- und Rückspiel) in der Woche zuvor. Dennoch möchte ich dem SC Magdeburg zu einem verdienten Titel gratulieren. 

Die Champions League war für uns in diesem Jahr ein hartes Pflaster. In der Gruppenphase spielten wir bereits gegen Top-Teams wie Paris, Kiel und Veszprém, die am Ende alle beim Final4 in Köln dabei waren. Es war eine neue Herausforderung, aber eine gute. Gegen die besten Teams der Welt zu spielen macht uns alle besser. Für einen deutschen Verein ist es auf Grund der hohen Belastung jedoch ziemlich schwierig alle Begegnungen zu gewinnen. Wenn man in der deutschen Bundesliga spielt, kann man nie sicher sein, ein Spiel mit nur 75% Aufwand zu gewinnen, die allgemeine Qualität der Mannschaften ist dafür zu hoch. Wenn man nicht einen 100 prozentigen Fokus hat, ist das Risiko hoch zu verlieren. So sieht die Realität aus in der wir spielen. In anderen Ligen fehlt die Ausgeglichenheit und die Top-Teams haben mehr Zeit zur Erholung. Allerdings ist die Bundesliga durch die hohe Qualität spannender, unberechenbarer und macht daher mehr Spaß.

Um die Spieler etwas zu entlasten, hoffe ich wirklich, dass auf der Bank und in den Bundesliga-Kadern in der neuen Saison 16 Spieler erlaubt werden. Es würde uns ermöglichen, auf hohem Niveau in allen Wettbewerben weiter zu spielen, ohne die Gesundheit der Spieler zu riskieren. 

Wir haben in diesem Jahr eine Menge gelernt. Harte Lehrstunden war das Viertelfinale gegen Kielce in der Champions League. Es war einer der enttäuschendsten Momente in dieser Saison, sogar in meiner ganzen Karriere. Nicht weil wir schlecht gespielt hätten - wir hatten uns perfekt vorbereitet und zeigten eine ausgezeichnete Leistung - aber aus meiner Sicht sollten wir einfach nicht gewinnen. Ich weiß, es klingt wie ich ein schlechter Verlierer, aber ich denke, es muss gesagt werden: Die Partie zwischen Kielce und uns in Polen hat den Handballer in seiner Entwicklung um 15 Jahre zurückversetzt. Zumindest hatte ich diese Gefühl an jenem Abend in Polen. Ich war sprachlos, aber als Profi muss man lernen, mit einer Menge schwieriger Situationen umzugehen. So eine Situation ist eine Niederlage, vor allem wenn sie durch Fehlentscheidungen zu Stande kommt.

Die Frage die ich mir stelle lautet: warum wir nichts dagegen tun können? Wir müssen unseren Sport entwickeln. Nicht nur Trainer und Spieler wollen sich jedes Jahr verbessern, ich bin mir ziemlich sicher, dass Schiedsrichter es auch möchten! Ich hoffe es jedenfalls. Um die Unparteiischen zu unterstützen benötigen wir moderne Technologien, damit sie die richtigen Entscheidungen auf dem Feld treffen können. Beim Final4 in Köln wurden technologische Hilfsmittel getestet und es gab positive Rückmeldungen. Ich hoffe, dass wir einen Weg finden, um unseren Sport noch attraktiver als er ohnehin schon ist zu machen.

Die Schiedsrichter müssten auch mehr verdienen, um sich besser und ausschließlich auf die Spiele konzentrieren zu können.

Während des Final4 in Köln kann stets all das passieren, was unseren Sport ausmacht – so geschehen auch wieder in diesem Jahr. Wenn sich unser Sport von dieser Seite zeigt, muss man Handball lieben! Handball ist schön und zugleich grausam. Veszprém begann das Finale gegen Kielce zwar in perfekter Art und Weise, schaffte es aber nicht, dass Spiel genau so stark zu beenden. Kielce gewann die Champions League nach einem erstaunlichen Comeback. Gratulationen an Kielce-Trainer Talant Dusjebajev und sein Team für eine großartige Aufholjagd.

In Flensburg haben wir bis zum letzten Spiel der Saison tollen Handball gezeigt. Und das  obwohl Lauges Verletzung einen harten Rückschlag war. Wir taten, was wir konnten um Druck auf die Rhein Neckar Löwen aufzubauen und gewannen alle unsere restlichen Spiele u.a. in Kiel und Melsungen.

Die Rhein-Neckar Löwen zeigten jedoch ebenfalls eine fantastische Saison und gewannen verdient die Meisterschaft. Ich möchte die Rhein-Neckar Löwen beglückwünschen und freue mich für Nikolaj Jacobsen, dass sie nach zwei zweiten Plätzen endlich den Titel geholt haben. 

Ich möchte mich bei allen Flensburger Fans für die Unterstützung in jedem einzelnen Spiel bedanken. Ihr steht uns in guten und schlechten Zeiten bei und das stärkt die Mannschaft. In der nächsten Saison greifen wir stärker denn je wieder an!

Diese letzte Saison war für mich in Bezug auf die Entwicklung der Mannschaft fantastisch, aber ohne einen Titel es ist für mich nicht gut genug! Daher nehme ich gemischte Gefühle mit in die Vorbereitung auf die kommenden Saison ein. Aber zuerst genieße ich ein wenig Urlaub.

Sonnige Grüße,

Ljubomir Vranjes

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